Praxisgründung für Zahnmediziner: 5 To-Dos auf dem Weg zum Erfolg
Eine eigene Praxis zu eröffnen gehört für viele Zahnmediziner zu den größten Lebensträumen. Freiheit, Erfolg und natürlich auch finanzielle Unabhängigkeit sind starke Motivatoren. Rund um die Gründung gibt es jedoch viel zu bedenken. Die folgenden fünf To-Dos bieten gemeinsam mit Impulsen aus dem Gründungsratgeber des Experten Detlef Diehr einen ersten Überblick.
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1. Persönliche Fähigkeiten ehrlich reflektieren
Die Selbständigkeit bringt nicht nur unkomplizierte Erfahrungen mit sich. Auch verlangt sie Medizinern viel ab. Bereits die Gründung erfordert ein hohes Maß an Mut und Belastbarkeit, denn sowohl große Investitionen als auch die Übernahme einer neuen Form von Verantwortung stehen an. Zahnärzten Mut machen wollte Detlef Diehr ebenfalls, als er bereits 2018 im Spitta-Verlag einen Gründungsratgeber veröffentlichte. Inzwischen veranlasste der Verlag bereits den Nachdruck. Dies unterstreicht die Tatsache, dass sich Zahnmediziner bei der Gründung fachkundige Begleitung wünschen.
Vor der Gründung lohnt es sich, die persönlichen Fähigkeiten und auch Wünsche zu reflektieren. Abgesehen von einer Approbation und gegebenenfalls auch der absolvierten Vorbereitungszeit auf die kassenzahnärztliche Zulassung braucht es laut Zahnärztekammer Nordrhein auch
- gute Konfliktmanagement-Skills
- hohe Belastbarkeit
- Bereitschaft, rechtliche, steuerliche und weitere Rahmenbedingungen zu studieren und umzusetzen
- den Willen, Zeit als auch Energie zu investieren.
Die Experten geben außerdem an, dass es bei der Praxisgründung besonders wichtig ist, das Vorhaben nicht alleine bewältigen zu wollen, sondern auf fachkundige Beratung zu setzen. Dies kann vor allem im rechtlichen, finanziellen sowie administrativen Bereich von besonderer Bedeutung sein.
2. Die Finanzierung planen
Die Finanzierung der eigenen Praxis ist eine enorme Aufgabe. Sowohl bei Neugründungen als auch bei Praxisübernahmen müssen Zahnärzte nicht selten Ausgaben im mittleren sechsstelligen Bereich einplanen. Dies lässt sich selten aus eigener Tasche bestreiten, weshalb auch Finanzierungspartner wie Banken kontaktiert und vom Konzept der künftigen Praxis überzeugt werden müssen.
Auch Detlef Diehr widmet sich in seinem Buch „Der Weg zur eigenen Zahnarztpraxis: Erfolgreich gründen – erfolgreich werden“ dem wichtigen Bereich finanzieller Stabilität. Er merkt an, dass rund drei Viertel der existenzbedrohenden Krisen innerhalb der ersten drei Jahre entstehen. Diese Erkenntnis gewann Diehr während seiner fünfzehnjährigen Praxiserfahrung in der Branche, die schlussendlich zur Gründung seines Unternehmens Praxisberatung Diehr PraxisPlus führte.
3. Den Praxisstandort wählen
Die eigene Zahnarztpraxis braucht selbstverständlich einen Ort, an dem Patienten sie gern aufsuchen. Geografisch gesehen ist hier unter anderem der Versorgungsgrad vor Ort relevant. Am Beispiel der Übersicht der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Nordrhein wird deutlich, dass der Versorgungsgrad je nach Stadt und Region variieren kann. In einer Gegend mit bereits sehr gutem Versorgungsgrad ist eine Praxis möglicherweise nicht am besten aufgehoben, da die Menschen vor Ort bereits mehrheitlich einen Zahnarzt gefunden haben.
Abgesehen vom Versorgungsgrad sind weitere Aspekte wichtig wie beispielsweise
- die Aufteilung der Räumlichkeiten im Inneren
- die Parkplatzsituation
- die allgemeine infrastrukturelle Lage und natürlich auch
- persönliche Vorlieben.
Zahnärzte, die in direkter Nähe zu ihrer Wohnung eine Praxis betreiben möchten, sollten sich eventuell auch mit einem möglicherweise notwendigen Umzug beschäftigen. Informationen zu Demographie und weitere lokalen Besonderheiten erhalten Mediziner bei den jeweiligen Kreisen sowie Gemeinden.
4. Das Praxiskonzept ausgestalten
Das Praxiskonzept ist ein bedeutendes Detail, wenn es um den erfolgreichen Start in die Selbständigkeit geht. Hierbei handelt es sich nicht nur um ein wichtiges Dokument, welches Finanzierungspartnern vorgelegt werden kann, sondern auch um den Grundstein für die spätere Identität der Praxis. Für die Erstellung des Praxiskonzeptes bedarf es einem Blick in die mittel- bis langfristige Zukunft. Hier sind auch Aspekte wie die Digitalisierung und hiermit verbundene rechtliche Besonderheiten, etwa bei Online-Vereinbarungen, relevant.
Da das Praxiskonzept für den Erfolg niedergelassener Zahnärzte besonders wichtig ist, sollte in die Ausarbeitung viel Zeit und Mühe investiert werden. Das Praxisentwicklungsmodell von Detlef Diehr beinhaltet ebenfalls die Ausarbeitung eines soliden Konzepts und führt diese mit Vernetzung, Austausch sowie Hilfe zur Vermeidung typischer Fehler zusammen.
5. Ein potenzialreiches Team zusammenstellen
Auch in der zahnärztlichen Praxis gilt: Das Team ist stets nur so stark wie sein schwächstes Mitglied. Eine gute Arbeitsatmosphäre sowie Mitarbeiter, welche großes Potenzial sowie ein hohes Maß an Professionalität sowie Motivation mitbringen, sind für die Zukunft der Praxis essenziell. Gespräche mit Bewerbern, Recruiting und die letztendliche Einstellung eigener Mitarbeiter gehören daher fest zum Gründungsprozess.
Im besten Fall gelingt es Zahnmedizinern, schon vor dem Recruiting eine eigene Philosophie sowie ein persönliches Konzept auszuarbeiten. Dann nämlich lässt sich im Bewerbungsgespräch ausloten, ob potenzielle Angestellte nicht nur die notwendige fachliche Kompetenz, sondern auch die gewünschten Soft-Skills mitbringen.
Solide Arbeitsverträge, am besten gemeinsam mit Experten gestaltet, runden den Prozess ab. Hier bleibt es wichtig, sich erneut an die Bedeutung rechtlicher Rahmenbedingungen zu erinnern und zusätzlich den modernen Wünschen heutiger Angestellter gerecht zu werden. Mit Teambuilding-Maßnahmen, einer familienfreundlichen Ausrichtung und Arbeitgeberleistungen zusätzlich zum vorgeschriebenen Minimum gewinnen Praxen auch in Zeiten des Fachkräftemangels potenzialreiche Angestellte für sich.
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